Der Zusammenhang von innerer und äußerer Verfassung
Beim Bogenschießen ist die richtige Bogenspannung das A und O für den erfolgreichen Schuß. Bei zu starker Bogenspannung reißt, aufgrund der zu starken Kraft. Wer den Bogen zu lasch spannt, kann den Pfeil erst gar nicht schwungvoll abschießen. Es kommt also auf die richtige Spannung drauf an.
Genau diese richtige Spannung ist auch beim Yoga wichtig. Der Spannungsbogen verläuft hier oft über größere Strecken in unserem Körper. Sie werden über die Muskelstränge gehalten. Gelenke sind mögliche Unterbrechungen. Deshalb müssen die Übungen so ausgeführt werden, dass die Spannung über die gesamte Strecke über die Muskeln und Gelenke verlaufen können.
In der Analogie zum Bogenschießen kann der Bogen eben gespannt oder entspannt sein. Er ist durchgängig gespannt oder am Gelenk gebrochen, elastisch federnd oder eben starr und steif.
Starker Bogen – schwacher Bogen
Einen Bogen können wir auf drei Arten spannen: schwach, lebendig oder stark. Durch genaue Eigenbeobachtungen kann man auf seine momentane Grundstimmung Rückschlüsse ziehen. Je nach unserer Verfassung, ob wir gestresst sind, Lust zum Yoga haben, abends oder morgens üben, müde oder frisch sind, können wir die verschiedenen Spannungen im Körper erkennen.
Es gelingt gut, bestimmte Ziele zu verfolgen, ist dabei aber oft steif und stur, bei einem steifen und starren Bogen. Der schwache Bogen könnte hingegen Ängstlichkeit oder weniger Durchsetzungskraft aufzeigen. Was wir in unseren Gelenken empfinden und mit welcher Qualität wir den Bogen spannen, zeigt uns unsere innere Stabilität und Agilität auf.
Bewegen wir uns zu wenig, so können unsere Muskeln schwach sein und wenig Halt geben. Die Gelenke sind dabei aber sehr dehnbar. Harte Muskeln und eher steife Gelenke deuten auf zuviel Aktivität hin. Die fließende Leichtigkeit geht dabei verloren. Das Hineinhorchen in den eigenen Körper ist für den Yogi eine wichtige Aufgabe, die hilft sich selbst zu erkennen. Zwischen den beiden Polen Lebendigkeit und Stabiliät können wir am besten wandeln, wenn die Spannungsbögen elastisch federnd sind, aber eine Kompaktheit in den Gelenken zeigen.
Äußere Aktivität – innere Grundstimmung
Klare Zielvorstellungen zeigen sich oftmals auch in der enormen inneren Antriebskraft, seine Ziele auch zu erreichen. Einflüssen von Außen kann leichter widerstanden werden, wenn die eigenen Ziele klar formuliert werden. Man weiß, was man will, läßt sich weniger verunsichern oder beeinflussen. Die Körperbögen sind stark oder starr, die Gelenke eher unbeweglich. Wir haben einen Überfluß an Agilität und Aktivität äußerlich, statt innerlich.
Das Gegenteil davon ist die Antriebslosigkeit, keine Ziele vor Augen. Man läßt sich eher treiben und ist leichter beeinflussbar. Man stellt dabei oft eine große Beweglichkeit und schwache Bögen fest. Diese beweglichen Gelenke zeigen innerlich eine enorme Bewerglichkeit. Es läßt aber die Kraft vermissen, Ziele klar zu verfolgen. Es fällt schwer, Entscheidungen zu treffen. Lieber nichts tun, verharren.
In beiden Fällen ist das Bewegungsprinzip gestört. Eine Versteifung der Gelenke kann auch durch die innere Unbeweglichkeit kommen. Das Idealziel ist ein kraftvoller elastischer und lebendiger Spannungsbogen. Er ist das Sinnbild der Harmonisierung von Kraft, Agilität und Stabilität. Der Yogi weiß, was er möchte, ist aber offen für Veränderungen und kann gegebenenfalls die eingeschlagene Richtung korrigieren.