Kennst du auch die schrägen die Zeitangaben im Yoga-Unterricht: „Praktiziere diese Meditation für 31 Minuten“. Oder: „Die Entspannung dauert 11 Minuten.“ Woher stammen sie und wieso nimmt man nicht einfach 10 statt 11 Minunten? Diese Frage stellen sich Yoga-Schüler immer wieder. Viele Lehrer haben darauf keine wirklich fundierte Antwort.
Wir haben folgene Zeiteinheiten im Yoga:
- 62 Minuten
- 31 Minuten
- 11 Minuten
- 5 Minuten
- 3 Minuten
- Und ein paar kürzere 1-2 Minuten ect.
In meiner Gongausbildung hat mir mein Lehrer Nanak Dev Singh das „Geheimnis“ um die ungeraden Zeiteinheiten verraten. Die Originalzeiten stammen aus dem alten Indien. Vedische Texte beschreiben diese Zeiten als „Kala Maßeinheiten“. Kala bedeutet „Zeit“. Die Angaben sind jeweis gerundet, da sie sehr viele Kommastellen ergeben:
- 1 Kāṣṭhā = ca. 6,4 Sekunden
- 1 Kala (Laghu) = 15 Kāṣṭhā = ca 1,6 Minuten (gerundet)
- 1 Dandha = 15 Kala (Laghu) = 24 Minuten
Herleitung der Zeitangaben im Yoga
- 3 Minuten = 2 Kala (Laghu)
- 5 Minuten = 3 Kala (Laghu)
- 11 Minuten = 7 Kala (Laghu)
- 31 Minuten = 20 Kala (Laghu)
- 62 Minuten = 40 Kala (Laghu)
Wenn du nun genau nachrechnest, wirst du auf ein paar Unrundungen kommen. Das kommt daher, dass die kleinsten Einheiten in der vedischen Zeitrechnung Mikrosekunden gleichgesetzt werden. Wenn man diese Einheiten rundet und dann weiter multipliziert und sie unseren ganzen Minuteneinheiten entgegensetzt, kommt es zu den Differenzen. Die Einheiten stammen aus astronomischen Beobachtungen der alten Inder.
Somit sind diese teils schrägen Zeiteinheiten doch aus einem in sich schlüssigen System aus den Zeiten, aus denen auch Yoga entstammt. Meine Yoga-Tradition ist Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan. Seine Übersetzungsleistung mag hier ein einfacher Dreisatz sein, zeigt aber doch, wie genau er sich an die alten Traditionen gehalten hat und sie in westliche Einheiten übernahm, als er begann, in der westlichen Welt zu unterrichten. Mit dieser Zeittabelle verstehe ich die krummen Übungs- und Meditationslängen sehr gut.