Gestern war ich bei Gurmukh Kaur Khalsa zum Kundalini Yoga Workshop in München bei den Jivamuktis. Der große Saal war komplett voll. Wie ich es in München auch schon von Konzerten und Fussballspielen kenne, kommt ein beträchtlicher Teil des Publikums/der Teilnehmer erst in den letzten paar Minuten. Woher kommt das Phänomen?
Gurmukh hat auch im wirklichen Leben eine sehr hohe Fistelstimme und scheint die Leute wie die Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch damit einzulullern. Die bekannte Yogalehrerin erzählte anfangs launig aus ihrem Leben. Das erste mal kam sie mit 16 nach München. Sehr streng christlich erzogen, aus einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA kommend, war sie Schauspielerin. Sie hatte sehr langes Haar und spielte eine Jüdin. Als schrecklich empfand sie den Aufenthalt in Deutschland damals. War sie doch das erste mal weit weg von zuhause. Aber jetzt, so sagt sie, weiß sie, daß es für sie der Wendepunkt war. Ab diesem Zeitpunkt war sie eine Sucherin der Wahrheit. („Seeker“). Das Leben im mittleren Westen im strengen 3000-Seelen Ort war nicht mehr Ihres.
Gurmukh Kaur Khalsa bei Jivamukti in München / Bild: Satya Singh, gongmeditation.de
Thema Greatfulness
Gurmukh erzählte von ihrer Zeit des Suchens. „Wer den spirituellen Pfad einschlägt“, weiß sie aus eigener Erfahrung „der muß sich hingeben. Sag Danke für das, was dir dein Leben bringt und beschwere dich nicht darüber“. Ein Satz, den ich mir selbst auch zu Herzen nehmen will. Wer Wut und Angst erfährt und darin lebt, schadet seiner Leber. Sie verarbeitet all den Schmutz in uns und beschwert sich nie darüber.
Als Einstieg in das Yogaset singen wir auch bei den Jivamuktis unser „Ong Namo Guru Dev Namo“ als Einstiegs-Mantra. Anschließend peitscht sie uns ca. 1,5 Stunden durch 2 gefühlte Yogasets (oder baute sie noch Asanas mit rein?). Sie las die einzelnen Übungen jedoch von einem Script mit den bei Kundalinis bekannten Asana-Skizzen ab. Und das nach über 35 Jahren Lehrer-Erfahrung. Respekt Frau Khalsa.
Den Teilnehmern, inklusive mir selbst, treibt das Yoga-Set den Schweiß aus den Poren. Gurmukh verlangt uns das Letzte ab – und das ohne Ruhepause dazwischen. Am Ende sind wir fit, aufgepuscht für den Abend, an dem es anschliessend eigentilch ins Bett gehen soll.
Kuckucksuhr
Was hat es mit der Kuckucksuhr auf sich? Sie erzählte, daß sie das letzte mal in München mit ihrem Mann eine Kuckucksuhr gekauft hat. Man stellt sich als Amerikaner ja vor, daß in jedem deutschen Haushalt so eine Uhr ihr Werk verrichtet. Also kauften sie auch eine, nicht die elektronischen, sondern eine mechanische mit diesen 2 Pendeln unten raushängend.
Zuhause in den USA wollten sie die Uhr zum laufen bringen. Aber sie ging nicht, bzw. zeigte nie die Zeit an, die wirklich war. Jedoch standen sie staunend vor der Uhr und warteten, bis der Kuckuck nun rauskam und kuckuck rief. Alles Lesen der Gebrauchsanweisung brachte nichts, die Mechanik mit den zwei Pendeln verstehen sie bis heute nicht. Jedoch bringt der Kuckuck ihnen viel Freude. Kinder kommen und wollen ihn sehen. Somit sind sie alle glücklich mit ihrer Touri-Kuckucksuhr.
Gurmukh direkt nach ihrem Workshop / Bild: Satya Singh, gongmeditation.de
Nach dem Workshop hatte ich erst mal Hunger. Direkt nach der Arbeit gabs nur eine Kleinigkeit (vor dem Yoga sollte man nichts essen). Aber mein Auto gab nichts her. Um 23:00 zu hause angekommen war ich noch vollers Energie, aber die Muskeln machten sich bemerkbar. Ich hätte noch aufbleiben können. Schließlich wachte ich zum Sonnenaufgab mit dem ersten Vogelgezwitscher auf und konnte lange nicht mehr einschlafen. Zeit für Sadhana am frühen Morgen. Doch mein Körper brauchte noch Erholung. Um 7:00 Uhr schließlich war ich wieder so müde, daß ich nicht mehr aus dem Bett wollte. Ishnaan am Morgen vertreibt alle Schweinehunde und macht fit – für heute abend, den zweiten Workshop.