Vor ein paar Tagen berichtete ich hier über den ersten Tagesworkshop Weisses Tantra Yoga in München. Es geht über den ganzen Tag von morgens um ca. 09:00 Uhr bis mindestens 19:00 Uhr abends.
Ich selbst habe bereits vier mal das Weiße Tantra jeweils drei Tage hintereinander auf dem Yogafestival in Frankreich mitgemacht. Dabei erlebte ich im Vorfeld immer wieder, wie unsicher Neulinge dabei waren, wir groß der Respekt vor der Leistung einer ganztägigen Meditation war.
Der Respekt ist berechtigt, die Unsicherheit aber muß nicht sein. Deshalb erzähle ich hier heute mal ein bisschen, wie das so abgeht.
Beim Weißen Tantra sitzen die Teilnehmer in weißer Kleidung mit weißer Kopfbedeckung in langen Reihen pärchenweise in einfacher Meditationshaltung auf dem Boden. Im Idealfall sitzen sich ein Mann und eine Frau gegenüber. Meist jedoch gibt es mehr Frauen als Männer, so dass eine Frau dann die männlichen Energien und Aufgaben übernehmen muß. Jeder, der keinen eigenen Partner mitbringt findet entweder vorher einen („Partnerbörse“) oder man bekommt einen zugeteilt. Der Workshop beginnt niemals, bevor nicht jeder einem Parnter gebenüber sitzt. Also auch die Schüchternsten sitzen am ende nicht alleine da.
Die Meditationen werden per Video, das vor Jahren bereits mit Yogi Bhajan aufgezeichnet wurde, gezeigt. Anschließend erklärt ein „Facilitator“, eine „Vertreterin“ Yogi Bhajans, die durch den Tag führt, nochmal die Übung. Die Meditationen dauern entweder 31 oder 62 Minuten.
Die Teilnehmer sitzen in langen Reihen in bequemer Haltung am Boden / Bild: Satya Singh, gongmeditation.de
Während der Meditationen werden oft Mantras gesungen oder es läuft eines als Begleitung im Hintergrund. Meist müssen die Teilnehmer auch Mudras (Handbewegungen) dazu machen – zusammen mit dem Partner oder jeder das gleiche für sich. Viele Bewegungen sind auf die Partner abgestimmt, so dass die Frau etwas anderes macht als der Mann. Manche Übungen sind sehr herausfordernd, wie beispielsweise 62 Minuten die Arme gestreckt nach oben halten. Andere wiederum bringen die Teilnehmer laut zum lachen.
Es herrscht beim Weißen Tantra immer eine besondere Art der Energie, die durch die Reihen im zick-zack von Mann zu Frau zu Mann zu Frau fließt. Wer sich davon tragen lässt, merkt sehr gut, wie er durch anstrengende Übungen gehen kann, die er sonst niemals schaffen könnte. Das Armhalten ist so ein Beispiel.
Die Reihen dürfen während der Meditationen niemals unterbrochen werden. Wer also nicht mehr kann oder auf die Toilette muß, hebt den Arm. Er wird dann durch einen „Monitor“, also einen Ersatzparnter für die kurze Zeit der Abwesenheit vertreten. Dafür streifen ständig freiwillige, die sich für diese Aufgabe melden, druch die Reihen.
Zwischen den einzelnen Meditationsübungen gibt es jeweils eine kurze, meist nach den langen Übungen auch eine längere Pause. Zur Mittagszeit ist die lange Pause.
Pause beim weißen Tantra auf dem Yogafestival in Frankreich / Bild: Satya Singh, gongmeditation.de
Auf dem Yogafestival aßen wir dabei den legendären Tantric Burger, auch „gluten free“ und ohne Zwiebeln, wenns sein muß. Bei den eintägigen Veranstaltungen organisieren die lokalen Teams meist ein gemeinsames vegetarisches Mahl.
Je nach Disziplin der Teilnehmer, dauert ein Tantra-Tag zwischen 8 und 12 Stunden. Es wird erst mit der nächsten Übung begonnen, wenn alle, wirklich alle und jeder wieder zurück sind. Und das kann bei chaotischen Yogis schon mal länger dauern. Mein Rekord war mal von morgens um acht Uhr bis halb 9 Uhr abends in Frankreich. Bringt euch also auf jeden Fall etwas zum bequem draufsitzen mit!
Am tiefsten hat sich bei mir mein erstes Weißes Tantra 2003 in Frankreich eingeprägt. In diesem Sommer war Hitzewelle. Bei 42 grad sassen wir mit ca. 1000 Leuten im Zelt. Dabei sangen wir u.a. das alte Hippie-Lied von Donovan „Happiness runs“ (ab Minute 2) 62 Minuten lang. Ich werde das Lied nie wieder vergessen. Zudem mußten wir den Aquarius March (hier eine Hörprobe: Wassermannzeitalter-Marsch) pfeiffen und singen.