Diese Geschichte habe ich, frei nach Heinrich Böll nacherzählt, vor einiger Zeit gelesen. Sie existiert scheinbar in vielen Kulturen ähnlich:
In den 1960iger Jahren lag am Strand irgendwo am Mittelmeer nachmittags ein Fischer im Schatten und döste gemütlich vor sich hin. Da kam ein Tourist des Weges. Er entdeckte den einheimischen Fischer und wunderte sich darüber, dass er mitten am Tag am Strand herumlag. Schließlich fragte er ihn, was er denn hier tue. „Ich liege hier im Schatten und ruhe mich aus“, antwortete der Fischer.
So fragte der Tourist den Fischer: „Du könntest doch noch einmal mit deinem Boot raus aufs Meer fahren, um noch mehr Fische zu fangen. Die verkaufst du auch auf dem Markt. Bald kannst du dir ein zweites Boot leisten und weitere Fischer einstellen, die für dich fischen.“ Damit hätte der Fischer noch mehr Ertrag. Es könnte ein Boot ums andere dazu kommen. Eine ganze Fangflotte. Alle würden sie Fische für den Fischer fangen. Er wäre bald reich.
Fischerboot / Bild: Satya Singh, gongmeditation.de
Der Fischer lauschte dem Mann. Schließlich fragte er ihn: „Und dann? Was mache ich dann?“ „Dann bist du so reich, dass du selbst nicht mehr täglich aufs Meer zum fischen fahren mußt,“ antwortete der Tourist.
Der Fischer grübelte und stellte dieselbe Frage wieder: „Und dann?“
Der Tourist meinte dazu: „Dann kannst selbst bestimmen was du machst. Z.B. am Strand liegen und nichts tun, vor dich hindösen.“
„Na,“ antwortete der Fischer „das tue ich doch jetzt auch schon.“
Paolo Coehlho hat seine Variante der Geschichte auf seinem Blog nach Brasilien verlegt. Bei Heinrich Böll heisst die Geschichte: Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“
Die Geschichte brachte mich zum Nachdenken. Unsere Gesellschaft ist stets und nur noch auf Wachstum, mehr, mehr und immer mehr ausgerichtet. Stillstand, Zufriedenheit, mit dem was ist, geht nicht. Das System würde zusammenbrechen.